Rezension: „Die Engel von Sidi Moumen“ – Mahi Binebine


(Dies ist ein Rezensionsexemplar vom Lenos Verlag – vielen Dank!)




Ein tragischer und schimmernder Roman, voll mit üblen Streichen und stillen Dramen, Irrfahrten, Strassenstaub, Treue und Verrat.
- Radio France

Klappentext
Jaschin erzählt sein Leben – und wie er es beendete. Mit acht Brüdern wächst er in Sidi Moumen auf, einer Barackensiedlung vor den Toren Casablancas. Er und seine Freunde schlagen sich mit allerlei Gelegenheitsarbeiten durch, durchwühlen die Abfallberge und verkaufen das Brauchbare oder putzen die Schuhe der Touristen. Sie stehlen auch mal und prügeln sich. Der Fussball ist einer der wenigen Lichtblicke in ihrem Leben. In dieser Lage kommt Abu Subair gerade recht: Er unterstützt die Jungen mit Geld und Jobs. Sie freunden sich mit ihm an und lauschen seinen Einflüsterungen. Abu Subair verheisst ihnen das Paradies, dessen Pforte ganz nahe sei – was hätten sie denn schon zu verlieren? Angesichts von Armut und Gewalt, von unerfüllten Träumen, von Enttäuschungen, Wut und Trauer hat der Fanatismus der bärtigen Extremisten leichtes Spiel.
Inspiriert von der Geschichte um die Attentäter von Casablanca vom 16. Mai 2003, hat Mahi Binebine einen Roman voller Humor und voller Tragik geschrieben, der zum Nachdenken anregt.


Rezension
{spoilerfrei}

Inhalt
Jaschin wächst im ärmlichen Sidi Moumen auf und sieht in der Fußballmannschaft seine einzige Lebensaufgabe.
Der/die Leser/in erfährt in diesem Buch sehr unverblümt von den Lebenszuständen in Sidi Moumen. Kleine Hütten, die Müllhalde direkt vor der Tür, viel Dreck, unfreundliche Bekannte und Verwandte und mitten drin Kinder, Jugendliche die einfach nur Fußball spielen möchten. Keine Schule, keine Bildung. Die Vergessenen Marokkos.
Auch in diesem Buch beschreibt der Autor kein Marokko, das man kennt, sondern das andere, die unbekannte, gefährliche und auch traurige Seite, in der Jungs so sehr nach einem Sinn suchen, ohne Schule, ohne Bildungschancen, sodass sie auf die falschen Leute hineinfallen und sich für einen „Paradiesgürtel“ entscheiden statt zu leben und an eine Zukunft zu denken.
Immer wieder zeigt der Protagonist dennoch Zweifel, Ängste und Sorgen, ob er die richtige Entscheidung getroffen hat. Er wirkt menschlich, wie ein Junge, der eigentlich nur Hilfe braucht und so hat es Mahi Binebine geschafft, nicht nur die Täter darzustellen, sondern auch die Opfer in ihnen.
4 /5 🦋e

Schreibstil
Das Buch wird vom Jaschin in der Ich- Form erzählt und wirkt vom ersten Moment an sehr real und man hat tatsächlich das ganze Buch über das Gefühl, Jaschin ist real und nicht „nur“ eine erfundene Romanfigur.
Zwischendurch springt es für mich zu viel hin und her. Mal ist Jaschin jung, mal ist es schon kurz vor dem Attentat, dann wieder weit davon entfernt, oder gar nach dem Attentat. Dadurch wurde ich als Leserin etwas ungeduldig, wann es denn soweit ist, dass die Zeit kurz vor diesem Attentat wirklich geschildert und nicht nur kurz angedeutet 
wird.
3 /5 🦋e


Fazit
Ein gelungener Roman über eine erschreckende Begebenheit. Das Buch zeigt, wie schnell Jugendliche in gefährliche Gruppen rutschen können und stellt dem/der Leser/in ein anderes, für Touristen und viele Einheimische eher verstecktes Marokko dar, das voller Armut und schlimmen Schicksalen ist.

🦋🦋🦋½ /🦋🦋🦋🦋🦋


Ein paar Daten zum Buch
Originaltitel: Les étoiles de Sidi Moumen
Originalsprache: Französisch
Autor: Maher Binebine
Übersetzerin: Regula Renschler
Erscheinungsjahr: 2011
Verlag: Lenos
Seiten: 157
Preis: 14,50€

(Seitenangaben, Preis und Verlag beruhen auf meinem Paperback, dies ist ein Rezensionsexemplar vom Lenos Verlag – vielen Dank!)


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