Rezension: „Willkommen im Paradies“ – Mahi Binebine

(Dies ist ein Rezensionsexemplar vom Lenos Verlag - Vielen Dank!)



„Mahi Binebine erzählt von den Menschen, die nur deshalb in Marokko sind, weil man nirgends sonst auf dem Kontinent Europa so nahe ist.“
-       Süddeutsche Zeitung
„Ein authentisches Zeugnis der afrikanischen Flüchtlingsproblematik, lebensnah und anschaulich.“
- Donaukurier


Klappentext
Unter dem umgekippten Boot am Strand herrschte ein Friede, den Nuara mit ihrem Kind für nichts in der Welt eingetauscht hätte. Sie hat sich hier versteckt, um nicht von der Küstenwache entdeckt zu werden. Die Schreie des Babys drohten sie und die Gruppe Flüchtlinge, die gemeinsam am Strand von Tanger auf das Boot des Schleppers warten, zu verraten – so kurz vor dem Ziel, der Festung Europa. Einer von ihnen ist der junge Asûs, der mit Verschmitztheit und Ironie die Geschichten seiner Schicksalsgenossen wiedergibt. Er erzählt aber auch, wie sie, vor Kälte und Angst zitternd, auf das Zeichen zum Aufbruch warten und wie sie versuchen, die Lichter am Horizont zu deuten – künden sie vom gelobten Land, oder sind sie eine Falle?
Mit Willkommen im Paradies wird einer der wichtigsten Romane Mahi Binebines in einer überarbeiteten Übersetzung neu aufgelegt. Schon 1999 erzählte er eindringlich von der afrikanischen Flüchtlingsproblematik.


Rezension
{spoilerfrei}


Cover
Das Cover zeigt ein Boot, dass eindeutige als Flüchtlingsboot zu erkennen ist, wodurch es gut zum Inhalt passt.
4 /5
🦋e

Inhalt
Asûs hat es mit seinem Cousin bis an die Nordküste Marokkos geschafft mit dem Ziel, nach Europa zu gelangen. Gemeinsam mit anderen, die ebenfalls nach Europa flüchten wollen, warten sie auf den richtigen Augenblick, das Boot des Schleppers zu besteigen.
Als LeserIn erfährt man in dieser Zeit über die Vergangenheit und über die Gründe, wieso sie nach Europa gelangen wollen.
Der Inhalt des Buches ist dieser eine entscheide Abend, diese Nacht am Strand, während immer wieder Rückblenden zu den verschiedenen Charakteren stattfinden.
Ein gelungener Inhalt, der sich an mancher Stelle etwas zieht und doch durch seine durchweg haltende Spannung und der Frage „Werden sie es nach Spanien schaffen?“ und „Werden sie in Europa ihre Wünsche erfüllen können?“ mitreißend ist.
4 /5 🦋e

Schreibstil
Der Roman wird vom Erzähler Asûs geschrieben. Auf eine sehr direkte Art beschreibt er die Truppe, die an jenem Abend am Strand in Tanger auf ihre Reise nach Europa warten. Er berichtet ziemlich unverbunden von den Begegnungen der letzten Tage in Tanger, von Erzählungen, die sie aus Europa hören und beschreibt die vergangenen Leben der Flüchtlinge soweit, wie er sie selber erfahren hat. Auch seine Geschichte erfährt man im Laufe des Buches, ebenso wie die seines Cousins. Als LeserIn ist man ein wenig erschrocken von der Härte, die sie in ihrem Leben erlebt haben und wie trocken und nüchtern davon berichtet wird.
Tatsächlich hat man das Gefühl, durchgehend von Asûs persönlich Bericht zu bekommen und fragt sich so manches mal, wie viel echte Erfahrung in diesem Buch steckt, weil es so authentisch klingt.
4½ /5 🦋e


Fazit
Erneut beweist Mahi Binebine sein literarisches Können. Auf seine eigene Art und Weise ist dieses Buch voller Melancholie und Hoffnung und zeigt LeserInnen eine andere Seite Marokkos und Afrikas. Ein Buch, dass nicht nur von Flüchtlingen handelt, sondern deren Geschichte, deren Gründe und Hoffnungen gut widerspiegelt.

🦋🦋🦋🦋½  /🦋🦋🦋🦋🦋


Ein paar Daten zum Buch
Originaltitel: Cannibales
Originalsprache: Französisch
Autor: Mahi Binebine
Übersetzerin: Patricia A. Hladschik
Erscheinungsjahr: 2017 (Deutschland)
Verlag: Lenos
Seiten: 216
Preis: 21,90€

(Seitenangaben, Preis und Verlag beruhen auf meinem Buch. Dies ist ein Rezensionsexemplar vom Lenos Verlag - Vielen Dank!)


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