„Dies
ist die moderne weibliche Stimme … jung, frisch, vielfältig, herausfordernd,
hemmungslos.“
- Rachel Cusk
Klappentext
Ein
bewegender und provokativer Roman über Migration, Religion und
Selbstbestimmung.
Nadschwa
wächst in einer privilegierten und westlich orientierten Oberschichtfamilie in
Khartum auf. Nach einem Putsch flieht die Studentin mit ihrer Mutter und ihrem
Bruder ins politische Exil nach London. Sie verliert ihren Wohlstand und bald
auch ihre Eltern. Einst hatte sie davon geträumt, einen wohlhabenden Mann zu
heiraten und eine eigene Familie zu gründen. Nun ist sie auf sich allein
gestellt und muss ganz unten neu anfangen. Sie arbeitet als Dienstmädchen und
Putzfrau bei reichen Familien, erkämpft sich eine unabhängige Existenz. Sie
knüpft Freundschaft mit den Frauen der muslimischen Gemeinde. Und findet eine
neue Heimat im Glauben. Als sie Tâmer kennenlernt, den ernsten und
strenggläubigen Bruder ihrer Arbeitgeberin, muss sie sich entscheiden.
Minarett
erzählt eindrücklich und aufschlussreich von Migration, sozialem Abstieg und
von der religiösen Gemeinschaft als Heimat und Ort der Unabhängigkeit. Eine überraschende,
provokative Emanzipationsgeschichte, die einen Sturm in der englischen Presse
auslöste.
Rezension
{spoilerfrei}
Cover
Das
Cover zeigt eine Muslima, die ich sofort als die Protagonistin Nadschwa
identifizieren konnte. Tatsächlich war ich dann beim Lesen des Romans
etwas verwirrt, dass Nadschwa mit Hidjab schon einiges älter war und ich die Frau
auf dem Cover relativ jung eingeschätzt hatte. Zugleich passt es auch wieder zu
der Beschreibung Nadschwas, die laut Erzählungen in den Enddreißigern optisch
jünger wirkt, als sie ist.
Im Ganzen gefällt mir das Cover sehr gut und passt gut zum Inhalt des Buches.
4,5/5 🦋
Inhalt
Nadschwa
wächst im Sudan bei wohlhabenden Eltern auf und kennt daher keine Sorge ums Geld,
sondern eher ein freies, modernes Leben als angehende Studentin. Doch dann muss
sie nach London flüchten und wird von jetzt auf gleich in eine neue Realität
geworfen, in der sie Asylbewerberin ist und nicht mehr das luxuriöse Leben Sudans führen kann. Doch neben ihrem Lebensstandard, verändert sich auch ihre
Familie. Jahre später beginnt sie als Haushaltshelferin zu arbeiten und lernt wieder einiges später den um einiges jüngeren
Tamer kennen.
Als LeserIn kann man den Wandel Nadschwas gut mitverfolgen und erlebt sie in
vielen prägenden Momenten. Auch wenn ich ihre Entscheidungen ab und an so gar
nicht nachvollziehen konnte und sie am liebsten vor so mancher blöden
Entscheidung bewahrt hätte, so konnte ich ihre Entwicklung und ihre
Lebenssituation zu gut nachvollziehen und mich in sie hineinversetzen.
Ihre Zwiespalt, ihre charakterlichen Veränderungen, ihre Entscheidungen, waren für
mich authentisch und als LeserIn hatte ich das Gefühl, Nadschwa sei in
ihren jüngeren Jahren wie eine kleine Schwester, die man gerne behüten wollte,
mit der man mitfühlt und die man – trotz fehlerhaften Entscheidungen – einfach in
den Arm nehmen wollte um ihr zu sagen „Alles wird gut“.
Eine sehr ergreifende Geschichte über das Leben einer Migrantin und wie sehr
sich ein Leben aus dem nichts verändern kann.
Und auch positiv fand ich, dass die
Religion ehrlich und gerecht dargestellt wurde und mal nicht nur das „Negative“
an einem Menschen war. Sowas sieht man in Büchern ja eher selten.
5/5🦋
Schreibstil
Der
Roman wird aus der Ich- Perspektive Nadschwas geschrieben und spielt in
unterschiedlichen Jahren. Nadschwas Jugend und ihre Flucht nach London,
Nadschwa nach knapp 20 Jahren in London und Nadschwa, wie sie in ihren ersten
Jahren in London, ohne Familie, lebte. Hierbei war der Teil, indem sie Tamer
kennenlernte (20 Jahre in London) derjenige, der für mich den Roman den gewissen
Rahmen gab und abschloss.
Die Autorin bedient sich immer mal wieder sudanesische/ arabischen/ islamischen
Begriffen, die dem Buch noch einmal eine gewisse Authentizität geben. Diese Begriffe
werden am Ende des Buches erklärt und sorgen so beim Lesen für keine Verwirrung.
Ich konnte mich durch den Schreibstil der Autorin lebhaft in das Geschehen, die
Umgebung des Buches hineinversetzen.
Auch die Gefühle der Protagonistin waren für mich sehr greifbar.
Ein sehr schöner Schreibstil.
4,5/5🦋
Fazit
Ein
Roman, der authentisch ist. Der einen mitreißt und gefühlvoll ist.
Kein typischer Liebesroman, aber dafür eine Geschichte von einer jungen Frau,
die durch einen kleinen Wendepunkt in der Politik, alles verliert und von neu
anfangen muss. Der so viele Steine in den Weg gelegt werden, die so viele
Ungerechtigkeiten ausbaden muss, für die sie nie schuld ist und die doch nie
die Hoffnung aufgibt und ihren Frieden in der Religion findet.
🦋🦋🦋🦋🦋 /
🦋🦋🦋🦋🦋
Ein
paar Daten zum Buch
Originaltitel:
Minaret
Originalsprache: Englisch
Autorin: Leila Aboulela
Übersetzerin: Irma Wehrli
Erscheinungsjahr: 2020 (Deutschland)
Verlag: Lenos
Seiten: 340
Preis: 24,90€
(Alle
Daten beruhen auf meiner Buchausgabe. Dies ist ein Rezensionsexemplar vom Lenos Verlag – vielen Dank!)
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