„Yellowface“ – Rebecca F. Kuang

(Dies ist ein Rezensionsexemplar vom Eichborn Verlag - vielen Dank!)

 

Klappentext

June Hayward und Athena Liu könnten beide aufstrebende Stars der Literaturszene sein. Doch während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena für ihre Romane gefeiert wird, fristet June ein Dasein im Abseits. Niemand interessiert sich für Geschichten "ganz normaler" weißer Mädchen, so sieht es June zumindest.

Als June Zeugin wird, wie Athena bei einem Unfall stirbt, stiehlt sie im Affekt Athenas neuestes, gerade vollendetes Manuskript, einen Roman über die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des Ersten Weltkriegs.

June überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter ihrem neuen Künstlernamen Juniper Song. Denn verdient es dieses Stück Geschichte nicht, erzählt zu werden, und zwar egal von wem? Aber nun muss June ihr Geheimnis hüten. Und herausfinden, wie weit sie dafür gehen will.

 

meine Gedanken zum Buch

„Yellowface“ steht seit dem Lesen (& Lieben) von „Babel“ auf meiner Liste. Seit Monaten freue ich mich also auf dieses Buch, dessen Plot so genial klingt. 💛

Meine Erwartungen waren hoch, aber ich wusste auch, welche Wichtigkeit dieses Buch hat und das es einfach gut sein muss. Und ich mache es kurz: Ich wurde nicht enttäuscht.

Ich glaube, ich muss euch hier gar nicht lange erzählen, wieso dieses Buch genial ist, aber vielleicht eher, wieso es wichtig ist. Dass es genial ist, ja das merkt man glaube ich durch meine Storys in den letzten Wochen, aber auch so. Die Wichtigkeit des Buches wird für mein Gefühl dagegen viel zu oft unterschlagen.

Die Geschichte, die aus der Sicht von Junes geschrieben wurde, packt einen ab der ersten Zeile. Junes klaut nach dem tragischen Tod Athenas ihr Manuskript und bringt es unter einem Pseudonym raus. Junes und Athena waren sowas wie Freundinnen oder eher: gute Feindinnen.

Von Beginn an wimmelt es im Text nur so von Mikroaggressionen. Junes ist eifersüchtig auf Athenas Erfolg, so hätte sie ihn doch nur, weil sie chinesische Wurzeln hat und die Buchwelt sowieso nur noch Diversität möchte und Junes als Weiße keine fairen Chancen mehr hätte.

Junes ist aber keinesfalls Rassistin, schließlich würde sie keine rechten Parteien wählen und kennt sich mit den Begrifflichkeiten aus – dass sie in Athenas Manuskript die Weißen freundlicher abändert, als es geschichtlich passt, ist auch nur dem Frieden zuliebe. Logisch, oder?

Weil: Rassistisch ist nur, wer das selber auch von sich sagt.

Ich habs geliebt, wie genial Rebecca F. Kuang den Rassismus mal mehr, mal weniger unbewusst hat einbringen können. Wie echt und realistisch Junes ist und wie diese weiße Autorin/ Protagonistin auf die Schippe genommen wird. Unterschwellig.

Und was war dann, als ich die ersten Rezensionen zur deutschen Übersetzung las? Satire, die Verlagsbranche wurde auf die Schippe genommen, Buchblogger bekommen ihr Fett weg (…)
Das Wort Rassismus? Fehlanzeige. Oder am Rande mal erwähnt. Ehrlich gesagt hat mich das verwirrt. War ich zu blöd, um den Sinn des Buches zu verstehen? Habe ich das falsch verstanden?

Aber nein, ich glaube nicht. Das Buch ist Satire. Das Buch zeigt die Buchbranche und all ihre Heimtücken und es werden auch die schlechten Seiten der Bloggerwelt gezeigt. Keine Seite wird 100%ig als gut dargestellt. Auch Athena war nicht perfekt. Weil keiner perfekt ist.

Aber über all diesen Themen steht der Rassismus. Rassismus, der oft unentdeckt bleibt, Nicht- Betroffene als solchen nicht wahrnehmen und die „sowieso nicht rassistisch“ sind.

Der Roman spiegelt so viele Situationen und Aussagen wieder, die authentisch und echt wirken und auch die Situationen in der Buch- und Bloggerbranche kommen einen nur all zu bekannt vor, da es ähnliche Fälle (leider) zuletzt erst gab.

Tatsächlich gab es zum Ende hin mal ein paar Längen, aber das hat der Geschichte nicht geschadet.

„Yellowface“ ist genial – auf allen Ebenen. Der Schreibstil, der Plot, einfach alles. Wirklich große Liebe für dieses Buch und für diese Autorin.

Und Leute, wenn ihr es lest: Sucht ihn, versucht ihn wahrzunehmen und versucht nicht Junes zu mögen. Das ist meiner Meinung nach nicht das Ziel des Buches. Die Junes dieser Welt werden eh viel zu sehr gemocht.

 

Mein Fazit
Unheimlich wichtig und gut! Ich habs geliebt und lege es echt jedem Menschen ans Herz.

 

ein paar Daten zum Buch

Originaltitel: Yellowface
Originalsprache: Englisch
Autorin: Rebecca F. Kuang
Übersetzerin: Jasmin Humburg
Erscheinungsjahr: 2024 (Deutschland)
Verlag: Eichborn
Seiten: 383
Preis: 24,00€


 

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